Pressebericht in der Aargauer Zeitung vom 14.01.2014

«Ursprünglich wollte ich das Fondue-Projekt mit einer Frau zusammen aufziehen, aber mein Mann hatte einfach mehr Kraft – dann habe ich halt ihn genommen», sagt Lucia Grüter und lacht herzlich. Sie wirft ihrem Mann Herbert einen schelmischen Blick zu. Die beiden bieten zusammen seit fünf Jahren das Waldfondue an. Die Freude daran ist dem Paar auch nach dieser langen Zeit noch nicht vergangen.

Und so geht’s

Das Konzept des Waldfondues besteht darin, dass der Kunde einen geeigneten Standort auswählt, um draussen Fondue zu essen. Dabei ist ein schönes Plätzchen im Wald nur eine von vielen möglichen Stellen. Die Grüters bauen dann ihre Fondue-Konstruktionen auf und bereiten die hauseigene Käse-Mischung zu. Danach stehen die Gäste um die Töpfe und tauchen Brotstücke in den Käse.

Herbert schmunzelt, als er sich an die Anfänge erinnert: «Einer der ersten Aufträge führte uns auf die Schlossruine Stein über Baden. Wir sagten sofort zu, doch mussten wir die ganze Ausrüstung sowie die Esswaren eigenhändig den Berg hinaufschleppen. Das war uns eine Lehre, wie man es nicht machen sollte.»

Die Idee, ins Geschäft mit dem flüssigen Käse einzusteigen, kam von einem Kollegen von Herbert. Dieser hatte im Kanton Thurgau ein Waldfondue lanciert, im Raum Aargau existierte ein solches Angebot noch nicht, was Herbert und Lucia bewog, das Waldfondue neu in ihrem Heimatkanton anzubieten. Zuerst seien die Fondue-Gestelle sehr simpel und schwer gewesen, dann wurde aber einem Schlosser ein Auftrag für ein neues, einfach zu bedienendes Gestell erteilt. Das aktuelle Modell ist ein Unikat.

Grüter-Fondue an Grossanläsen

Die Faszination am Waldfondue läge in der lockeren Atmosphäre und der gemischten Gästeschar. Auch würde man sofort in die Gemeinschaft integriert werden, obwohl die Grüters klar die Rolle der Gastgeber innehalten. «Wir hatten noch nie arrogante Kunden, bis jetzt waren alles warmherzige Menschen», meint Lucia. Sie fügt an, dass es keine festen Grüppchen gäbe wie an einem Bankett, jeder könne sich locker mit jedem unterhalten und es gehe immer etwas.

Meistens buchen die Kunden ein Waldfondue an den Wochenenden. Fällt der gewünschte Termin auf einen Sonntag, überlegen es sich Herbert und Lucia aber zweimal, ob sie ausrücken wollen. Für eine Gruppe mit weniger als 15 Personen bringt man die Grüters nicht auf den Platz. Ein Maximum an Gästen gibt es aber nicht. Pro Person rechnen Herbert und seine Frau mit 250 bis 300 Gramm Käse. Auf Wunsch wird auch Wein, das Dessert oder ein Apéro aus dem grüterschen Bio-Lädeli geliefert.

«Einer der grösseren Aufträge war, als uns die Firma Ricardo für einen Anlass mit hundert Gästen buchte. Da waren wir am Zugersee – wunderschön war das!», meint Herbert nicht ganz ohne Stolz. Verschiedene Aufträge führten das Ehepaar auch schon auf das Schloss Liebegg in Gränichen oder zum Amphitheater Vindonissa.

Lucia kommt ins Schwärmen, als sie sich an eine romantische Anekdote erinnert: Ein Mann hatte seiner Frau damals in Rom einen Hochzeitsantrag gemacht. Um diesen denkwürdigen Moment Revue passieren zu lassen, überraschte sie ihn zum 40. Geburtstag mit einem Waldfondue. Doch der Schauplatz war kein gewöhnlicher, denn es wurde in stilechtem Rom-Ambiente vor dem Amphitheater Vindonissa gefeiert.

Fondue-Brot im Bauchtäschli

Flüssigen Käse in der freien Natur zuzubereiten ist ja an sich schon aussergewöhnlich. Speziell ist jedoch auch, wo die Gäste das Fondue-Brot und den Wein . am Anlass aufbewahren: Jeder Gast erhält eine Schürze mit eingenähten Täschchen. Wein und Brot so aufzubewahren, war nicht die Idee der Sizilianerin. Trotzdem sind die Schürzen etwas Spezielles, denn Lucia lässt sie in Sizilien nähen und importiert sie persönlich.

Auf die Frage, ob der eher warme Winter einen Einfluss auf das Käse-Geschäft hat, sagt das Fondue-Meister-Ehepaar einstimmig: «Nein, wir merken nichts. Die Leute buchen nicht nach Regen oder Sonnenschein, das ist denen egal. Geburtstage, Jubiläen und Vereinsanlässe richten sich nicht nach dem Wetter draussen, das sind feste Termine.»

Trotzdem, auch in der Fondue-Branche gibt es eine Haupt- und eine Nebensaison. Am häufigsten aufgeboten wird das Ehepaar von September bis März. «Danach geht die Nachfrage zurück. Wir hatten zwar auch schon ein Waldfondue im August, wenn es am Abend kühl ist, aber das ist eher eine Ausnahme.» Neben dem Fondue bietet das käsebegeisterte Paar auch einen Raclette-Plausch an. Die Grüters setzen auf persönlichen Gästekontakt. «Wir leben von Mund-zu-Mund-Propaganda», sagt Lucia mit einem Zwinkern.